Geschichten wirken ein Leben lang
"[...] durch Geschichten entdecken Kinder die Welt um sich herum. Sie lernen Dinge über Beziehungen und soziale Konventionen – also, welches Verhalten okay ist und welches nicht.
Geschlecht spielt dabei schon früh eine Rolle. Bereits Bilderbücher beeinflussen „die geschlechtlich-sexuelle Identitätsbildung von Kindern“, wie Erziehungswissenschaftler Lars Burghard und Pädagoge Florian Klenk schreiben. Und zwar, indem diese Bücher vorgeben, was typisch für welches Geschlecht ist.
Immer wieder Geschichten mit bestimmten Rollenklischees zu sehen oder zu hören, formt laut Burghard und Klenk das kindliche Verständnis der eigenen Rolle. Denn Kinder identifizieren sich mit den Figuren. So lernen sie, dass bestimmte Interessen, Aktivitäten, Verhaltensweisen oder Berufe für Jungen bzw. Mädchen in Ordnung sind und andere eben nicht.
Wenn ein Kind zum Beispiel ständig liest, sieht und hört, dass Piraten immer männlich sind und Mädchen sich lieber um Ponys kümmern, wird es eher dazu neigen, dieses Rollenbild zu übernehmen. Egal, wie sehr ein Junge sich gern selbst um Ponys kümmert oder ein Mädchen lieber Piratin wäre – das Kind lernt, sich selbst zu begrenzen, um nicht anzuecken.
Anders gesagt: Figuren, die wegen ihres Geschlechts eingeschränkt werden, schränken auch die kindliche Vorstellung von der Welt und der eigenen Rolle darin ein.
[...]
How to: Gerechter Geschichten erzählen:
Klischeefrei vorlesen: Bewusst nach Geschichten suchen, die Vielfalt statt Klischees erzählen – zum Beispiel mithilfe des Gendercheck-Tools der SZ. Schaut auch mal ins digitale PINKSTINKS Bücherregal. Hier sammeln wir tolle Lesetipps für alle Altersstufen.
Stereotype kritisch hinterfragen: Die Lieblingsserie ist voll mit Klischees? Dann ist der erste Schritt, stereotype Darstellungen gemeinsam zu reflektieren. Was ist problematisch und warum? Welche Personengruppen kommen nicht vor? Gibt es zum Beispiel queere Perspektiven oder Menschen mit Behinderung? Wie kann es anders gehen? Dabei können auch gängige Tests helfen: Die Darstellung von Figuren mit Behinderung reflektiert zum Beispiel der “Tyrion Lannister-Test”.
Die Rollen tauschen: Wie wär’s, wenn beim nächsten Vorlesen die Prinzessin mal den Ritter befreit? Oder die Ritterin den Prinzen?‘
Selbst Geschichte(n) schreiben: Warum nicht mal kreativ werden und zusammen eigene Geschichten ausdenken? Dabei können Kinder selbst zu Held*innen werden!"
Quelle: PINKSTINKS